Montag, 26. März 2012

Martin Suter: Small World



Da ist er nun - mein zweiter Suter-Roman, den ich bereits seit dem letzten Sommerurlaub mit mir herumtrage. Damals war ich mit drei tollen Frauen auf Korsika in einem Haus voller Bücher. Man stelle sich das vor!
Selbstredend, dass ich mich durch einen Stapel Bücher gelesen habe. Nur Small World musste noch etwas warten und kam daher mit mir zurück nach Deutschland.

Als ich endlich darin angelangt war, war mir plötzlich unverständlich, warum ich solange dafür gebraucht hatte. Immer und immer wieder hatte ich den schmalen Band in die Hand genommen, die ersten Seiten gelesen und mich dann doch für ein anderes Buch entschieden.

Aber wie so vieles im Leben musste wohl erst der richtige Zeitpunkt dafür kommen. Dieses kleine, feine Buch, das für mich ganz sutertypisch ist (obwohl mein Urteilsvermögen bei meinem zweiten Titel überhaupt etwas getrübt sein mag....) hat mich hineingezogen in eine andere Welt. Die kleine Welt von Konrad Lang.

Sein ganzes Leben war Konrad Lang das Beiwerk für einen anderen Menschen, seinen "besten Freund" und Gönner. Mit Thomas teilte er seine Kindheit und doch hätte ihre Ausgangslage nicht unterschiedlicher sein können, der eine privilegiert als jüngster Spross einer erfolgreichen Unternehmerfamilie, der andere mittelloser Sohn der Haushälterin.

Doch Thomas braucht sein ärmeres Spiegelbild. Für ihn steht Konrad immer auf Abruf bereit. Sobald es ihm schlecht geht, ist es sein ältester Freund, der sich für ihn Zeit nimmt, solange bei ihm ausharrt bis das Leben wieder ins Lot gerät und er ihn wieder vergessen kann.

Natürlich profitiert Konrad davon, denn sobald Thomas ins Elite-Internat kommt, ist auch Konrad mit dabei. Als Thomas fliegt, geht der Einserschüler Konrad mit ihm. Immer sorgt Elvira, die Mutter, dafür, dass ihr Sohn seinen Trabanten bei sich hat.
Thomas tritt irgendwann die Unternehmensnachfolge an und Konrad, der nie seinen eigenen Weg gehen durfte, wird zu einem Nichts.
Zu dessen (Un)Glück hat Thomas jedoch immer wieder persönliche Krisen und hin und wieder eine Scheidung, so dass er nie ganz auf ihn verzichten kann. Schließlich hält er ihn aus - und so fühlt sich Konrad auch. Bis er 62 wird.

Suter erzählt in seinem sanften, unprätentiösen Schreibstil wie Konrad eine Frau kennenlernt und sich endlich aus diesen Fesseln zu lösen versucht. Augenscheinlich zum ersten Mal mit Erfolg.

Doch die Freiheit währt nur kurz und 
schleichend bahnt sich ein neues Gefängnis an. Zuerst vergisst er, was er eigentlich in der Küche wollte, dann landen die Socken im Kühlschrank und am Ende weiß er nicht mehr wer sie eigentlich ist, diese Frau an seiner Seite. Konrad hat Alzheimer. 

Doch auf einmal taucht Koni auf, der vierjährige Konrad Lang. Er erinnert sich an etwas, das lange zurückliegt und für immer vergessen sein sollte...

Thriller und Krimi, all das trifft nicht im Geringsten auf dieses Buch zu - so meine Meinung. Es ist vielmehr eine Fallstudie über den menschlichen Geist, das Herz und auf welch seltsamen Wegen sie manchmal zueinanderfinden.

Wenn Martin Suter schreibt, fühlt man mit. Er schafft es, Gedanken in Worte zu kleiden, als hätte man die Sätze geradewegs auf das Papier gedacht. Präzise und einfach sitzt jede einzelne Phrase.

Wie bei Lila, Lila war ich zum Schluss hin doch etwas enttäuscht - kommt er mir doch irgendwie zu einfach vor, mehr Hollywood als französischer Spartenfilm. Möglicherweise mag ich es lieber scharfkantig, tragisch und offen, doch das Gefühl bleibt, eine zu vollständiges, zu rundes Buch zu haben.

Interessant, dass mich das an das Spätwerk von Monet erinnert, gerade in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Auch dort wirkte gerade ein Bild fast unbeholfen, zu einfach und weich auf mich. Erst bei näherem Hinsehen entpuppten sich die Pinselstriche als trocken, spröde und fast aggressiv.

Donnerstag, 22. März 2012

Jasper Fforde: In einem anderen Buch.



Ihr erinnert euch, den ersten Band, bei dem die Literaturagentin Thursday Next in Jane Eyre eintaucht, habe ich schon rezensiert. Alle anderen hole ich gern nochmal ab in die Parallelwelt, die nur auf den ersten Blick wie unsere scheint.

Thursday Next jagt nicht nur skrupellose Fälscher und gewöhnliche Ghostwriter, im Debüttitel kam ihr auch prompt das personalisierte Böse in die Quere: Acheron Hades. Er scheint auf den letzten Seiten besiegt und doch schwebt sein Schatten damoklesgleich In einem anderen Buch über ihr. Frisch vermählt ist sie nur kurz, denn plötzlich wird ihr Angetrauter von der Goliath Corporation genichtet, sprich rückwirkend schon als Kind eliminiert, und das junge Glück hat ein jähes Ende.

Nun hat sie ein Gabe, die wir auch aus Tintenherz von Cornelia Funke schon kennen - sie kann sich in ein Buch hineinlesen. Und zwar wortwörtlich. Dieses Talent gilt es zu vervollkommnen, damit sie einen Auftrag für Goliath durchführen kann.

Wer könnte ihr da besser helfen als die ewige Jungfer Miss Havisham aus Charles Dickens Große Erwartungen? Von der spröden, aber doch heimlich netten Matrone wird sie in die Jurisfiktion eingeführt, die hohe Kunst des Bücherspringens und Überführens literarischer Verbrecher.

Nebenbei steht auch der Weltuntergang wieder mal auf der Tagesordnung, den es abzuwenden gilt. Doch für Miss Next ist das gerade das kleinste Problem. Die Frage, die sich zuletzt stellt: Neppt Goliath sie erneut oder hält das Bürokratentum sein Versprechen, ihren Ehemann zurückzuholen?

Zwischen wilden Zeitsprüngen, fantastischen Irrfahrten durch große Klassiker und rasante Begegnungen mit Romanfiguern gefällt mir Ffordes Werk immer besser.

Sprachlich natürlich kein Douglas Adams und auch im Unterhaltungswert noch nicht in diesen Galaxien angekommen, aber trotzdem eine spannende Lektüre, die mir zusehends ans Herz wächst. Besonders das offene Ende hat es mir angetan - wohl, weil ich weiß, dass es gleich weitergehen wird.

Mittwoch, 21. März 2012

And the rest is rust and stardust.

Manchmal gehen uns Worte richtiggehend unter die Haut. Welch einprägsame Spuren Texte auf unserer Oberfläche hinterlassen, zeigt contrariwise. Sie, oder er, bloggt nach längerer Absenz zum Glück wieder.



Optisch nicht so ganz mein Stil, aber die Idee, all seine Lieblingsdichter 
auf der Haut zu tragen, gefällt mir außerordentlich gut. 1196 Worte, die unter 
anderem Faulkner, Rilke, Nabokov und Shakespeare zusammen bringen.

Quelle: www.domela.com und http://http://bit.ly/zyd2Uc 



Hallo Vladimir - direkt aus einem meiner Lieblingsbücher, Lolita. Ob es
wohl im Original genauso toll klingt?
Auf Deutsch habe ich das eher nicht so in Erinnerung. 




Genau. Lewis Carroll bringt es in Alice im Wunderland genau auf den Punkt. 




Es gibt wohl noch mehr Menschen (außer mir), die Lemony Snicket
und seine baudelairsche Interprettion des Lebens in
Eine Reihe betrüblicher Ereignisse für ein stilles, tiefgründiges Wasser halten.


Huckleberry Finn, Mark Twain.  



Ulysses, James Joyce. 

Montag, 19. März 2012

J.R.R. Tolkien: Der Hobbit (Hörbuch)




Zugegeben, den Hobbit habe ich mir nicht zum ersten Mal zu Gemüte geführt. Trotzdem ist es jedes Mal, als würde man die Reise aufs Neue machen und dabei langvermissten Freunden, aber auch furchterregenden Gestalten wiederbegegnen.

Es mag tatsächlich noch Menschen geben, die mit der Vorgeschichte zum Herr der Ringe wenig anfangen können oder sie gar noch nie gelesen haben. Wer Tolkiens Epos mag, wird den Hobbit lieben. Umgekehrt kann man das nicht unbedingt garantieren.
Es verhält sich ungefähr wie die Titel zueinander, der Herr der Ringe ist mächtig, gewaltig, mitreißend und manchmal auch eher Kriegsbericht als Roman. Der Hobbit ist dagegen klein, charmant und unglaublich witzig.

Tolkiens Sprache komm leichtfüßig daher, immer mit einem Zwinkern, und entführt einen in eine außergewöhnliche Welt, die ihresgleichen sucht.

Erzählt wird darin, wie der Ring zu den Hobbits gelangte. Aber zuerst begegnen wir Bilbo Beutlin, auf den ersten Blick ein Hobbit wie jeder andere. Ordentlich fußbehaart, behäbig und nie um ein zweites Frühstück verlegen. Doch in ihm gärt unerhörterweise Abenteuerlust, die er zunächst noch erfolgreich zu unterdrücken weiß - bis eines Tages 13 Zwerge und Gandalf der Graue, seines Zeichens Zaubererlegende, in sein gemütliches Heim einfallen.

Ehe er sich versieht, ist er schon zum Meisterdieb befördert und mit den Zwergen auf dem Weg, Dal, die Stadt ihrer Ahnen, zurückzuerobern. Natürlich soll diese Aufgabe nicht allzu einfach zu meistern sein und deshalb sitzt Smaug der Drache auf dem üppigen Goldschatz.

Trolle, Elben, Pelzwandler, Orks und Monsterspinnen - die Fabelwelt von Mittelerde ist endlos und schon beginnt man zu erahnen, dass dort noch mehr ist und noch mehr geschehen wird.

Das Hörspiel ist gelungen - die Stimmen von Martin Benrath, Bernhard Minetti und Horst Bollmann plätschern erst ruhig dahin wie der Brandywein, dann gluckst und blubbert, sprudelt und zischt es. Finstere Gestalten tauchen aus den Tiefen der Nebelberge auf und plötzlich hebt sich die Stimme leicht mit den Adlern hoch in die Lüfte in den grünen Wald hinein. Doch dort droht schon der rauchende Berg und man erahnt nur, was den Hobbit auf der Schwelle erwartet... Kurz gesagt: Das Hörbuch ist dem Original mehr als angemessen und mindestens genauso mitreißend. Eine absolute Lauschempfehlung!

Mittwoch, 14. März 2012

Ein Ring, sie zu knechten.

Der Lenz ist da, würde der Poet jubeln. Um es mal ganz prosaisch zu sehen: Zeit, wieder was zu machen.

Bald steht der nächste Halbmarathon an und was wäre da passender, als es zeitgleich mit einer Hörbuchlangstrecke aufzunehmen? Nachdem mir Der kleine Hobbit die Morgenstunden im Fitnessstudio versüßte, ist jetzt ganz logisch Der Herr der Ringe dran.

Lustig eigentlich, dass ich Den Herr der Fliegen noch vor dem Herr der Ringe gelesen habe. Das wirft ja ein seltsames Licht auf meinen Leseweg.
Ach was gelesen - ich kannte Tolkiens Meisterwerk damals noch garnicht. Seit der kleinen Erleuchtung, habe ich den Weg durch Mittelerde schon dreimal mit den Gefährten geteilt. Auf Leinwand gebannt, kommen da natürlich noch einige Stunden dazu.

Und es wird einfach nicht langweilig. Jedes Mal entdecke ich Bruchtal aufs Neue, zittere in Moria und sorge mich zusammen mit Sam um Frodo.
Perfekt also, all die Hobbitse, Elben und Zwerge mitlaufen zu lassen. Mich selber zu knechten, während der Ring selbiges in Mittelerde versucht.

57 Stunden sollten gerade bis zum Startdatum reichen.

Dienstag, 13. März 2012

Michael Marshall Smith: Stark, der Traumdetektiv



Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass mein Buchprojekt von Trips in die Vergangenheit geprägt ist. Nicht nur Siddharta und Moers Zamonien-Romane, jetzt habe ich mir auch Michael Marshall Smiths Debütroman Stark, der Traumdetektiv vorgenommen.

Zuallererst wollte ich ergründen, warum ausgerechnet dieser Titel solange mein erklärtes Profilierungslieblingsbuch gewesen war. Punkt Eins, man eröffnete damit immer sofort ein Gespräch, weil es schlichtweg keiner in meinem Dunstkreis kannte. Sehr seltsam, denn Smith wurde sogar mit dem Phlip K. Dick- und einem weiteren dieser tollen Awards in den Kreis der Science Fiction-Autoren aufgenommen. Und er ist, auch wenn es gerne mal unter den Tisch fällt, der Autor der Buchvorlage zu Die Insel. 

Punkt Zwei war wohl schlichtweg der Gefallen daran, dass sich Leute bei meinem Büchergeschmack in völligem Unverständnis ergingen. Pubertät eben.
Punkt Drei schließlich war, so erinnerte ich mich vage, dass es mir in seiner fantastisch-düsteren Unfassbarkeit mit all ihren philosophischen Auswüchsen außerordentlich gut gefiel.

Also war mein Ziel, Punkt Drei auf den Zahn (der Zeit) zu fühlen. Denn eigentlich kann ich nicht mehr begründen, weshalb Stark tatsächlich in die Reihen meiner Lieblingslektüre gehörte - wo doch das meiste der Handlung in nebulöser Erinnerung verschwindet.

Gleich vorweg: Lest es. Aber bitte auf Englisch.

Es ist eines dieser Bücher, das nur in der Originalsprache seine volle Wirkung entfaltet. Das liegt wohl nicht zuletzt an den vielen bezeichnenden Ortsnamen, die auf Deutsch nur gewollt wirken. Möglicherweise hat auch nur der Übersetzer versagt. Schlecht lektoriert ist die erste, übersetzte Ausgabe auf jeden Fall.

Smith beginnt ohne Umschweife. Sein Protagonist ist Stark, der Vorname tut nichts zur Sache, doch die Welt, in der er lebt, umso mehr. Sie hat sich verändert, doch nicht global, sondern ganz im Gegenteil. Die Städte sind zu einer einzigen zusammengewachsen, ein Viertel reiht sich an das nächste - und jedes bildet seinen eigenen Mikrokosmos. Noch bevor der Begriff Web 2.0 salonfähig wurde, hatte Smith schon eine Ahnung von der Macht der sozialen Kommunen, in denen jeder einen Platz für sich findet.

Was in anderen Wohngebieten passiert, interessiert die wenigsten, die Küstengegenden vereinsamen, denn das Meer erinnert die Menschen nur daran, dass dahinter noch etwas anderes ist. Es gibt Viertel für Nerds, für die Superreichen, die Geräuschempfindlichen, die Kriminellen, die Workaholics und sogar für Katzen.

Stark gehört zu den wenigen, die sich überall zuhause fühlen. Vor allem aber auch in Taumland. Ja, Taumland, das ist tatsächlich kein Schreibfehler (obwohl ich das dem schlampigen Lektor zugetraut hätte). Es ist vielmehr der Ort, an dem unsere Träume aufeinandertreffen, der Ort an dem wir wieder ein Kind sind. Und wie würde ein Kind das Wort "Traumland" wohl aussprechen?


Stark nimmt einen Auftrag an und nachdem er den vermissten Aktionisten Alkland - die Workaholics, ihr erinnert euch - aufspürt. Kaum hat er ihn wiedergefunden, wird klar, dass etwas absolut nicht in Ordnung ist. Der einzige Weg, Alkland von seinen Alpträumen zu befreien, ist, nach Taumland zu gehen. Ein Problem, bei dem es sich nur um den Aktionisten dreht. Doch darin irrt er sich gewaltig.


Taumland ist ein Ort, für den das Adjektiv "surreal" wie geschaffen scheint. Dort spielt ein Teil des Buches und es ist auch der Teil, der auf manche verstörend wirken mag. Hier ist Smith düster, fantastisch, ultradepressiv und irgendwie einfach nur ehrlich.
Vermutlich ist genau hier die Stelle, an der man entscheidet, ob man das Buch faszinierend oder zum Hassen findet. Auch ich musste mich erst wieder in Starks Welt hineinlesen. Meine Augenbrauen rutschten alle paar Zeilen entsetzt nach oben, wenn Smith sich in belanglosen Wortspielereien verfing. Aber dann, auf einmal, wurde es tatsächlich wieder so gut wie früher. Zwischendurch blitzt Smiths trockener Humor unverhofft auf und man fühlt sich fast in einen Douglas Adams versetzt.

Ich sagte zu meiner Wohnung, sie solle sich benehmen, und ging hinaus auf die Straße.



Ich saß immer noch da, wartete auf den Tod, den Versteinerungsprozess und darauf, dass der Kaffee in der Küche einen Evolutionssprung vollzog und sich selbst zubereitete.


Ein echter Brite eben, der so manche Empfindung genau auf den Punkt bringt.


Ich weiß nicht, warum, aber ich halte es für sehr schwierig, im Angesicht des Meeres angemessene Worte zu finden. Ich werde dann ziemlich epigrammatisch und direkt.


Stark wird zu einer noch düsteren Version von Philip Marlowe, auch wenn er sich als solchen niemals sehen würde.


Mir gefällt die Weise, wie Smith eine düstere, verstörende Zukunft skizziert, die authentischer ist als die glänzenden Utopias anderer Fiction-Romanciers. Er wirft einen in die Geschichte hinein und die Welt entsteht beiläufig um einen herum, wächst und plötzlich ist man darin gefangen. Man kann ihm wohl einen leichten Hang zu Gewaltdarstellungen nachsagen, doch irgendwie fügt sich alles nahtlos ineinander (welche Grenzen kennt schon ein Alptraum?), zusammen mit den kleinen, philosophischen Perlen, die er immer wieder einstreut.


Aber wie jeder andere auch, war Ji einmal ein Kind gewesen. Bevor man zu einem guten oder schlechten Menschen wird, zu einem Heiligen oder einem Psychotiker, bevor man die Person ist, die man zu sein glaubt, war jeder mal ein Kind.

Einen großen Fehler hat das Buch jedoch. Es hört ganz unvermittelt auf. Die ganze Geschichte, die sich bis zum Ende in quälender Spannung aufbaut, wird in wenigen Seiten eingedampft, hübsch verpackt und Richtung Happy End geschickt. Darauf hätte ich verzichten können.



Aber trotzdem: es bleibt etwas Besonderes.

Sonntag, 4. März 2012

Calvin & Hobbes

Kinder sind etwas ganz Wunderbares. Es sei denn, sie sind sechs Jahre alt, naseweis und nicht im Geringsten daran interessiert, ihren Eltern das Leben leicht zu machen.
Zum Glück lebt Calvin in einer zweidimensionalen Welt und wir können uns gefahrenfrei über das kleine Menschenkind amüsieren.


Bill Watterson hat mit Calvin einen ewig Sechsjährigen gezeichnet, in einer ganz normalen amerikanischen Vorstadt, in einer ganz gewöhnlichen Familie. Und doch ist Calvin der liebenswerteste kleine Teufelsbraten, den man sich vorstellen kann.


An seine Seite hat ihm Bill Stofftiger Hobbes gesetzt, der für Calvin jedoch durchweg lebendig ist und sich, seinem Namensgeber gleich, durch das Leben philosophiert. Stoisch und mit einer gehörigen Portion staubtrockenen Humors.


Seine Eltern mag er eigentlich, er möchte sich nur ungern dabei ertappen lassen. Daher bekommt der glückliche Erzeuger wöchentlich eine aktuelle "Vati-Statistik" vorgelesen, bei der es meist arg um seine Wählergunst steht. Auch seiner Mutter schlägt er gelegentlich eine Umschulung vor oder bestellt ganz subtil eine Pizza, wenn es mal wieder Spinat gibt.


In Angst und Schrecken versetzt ihn nur seine Babysitterin Rosalyn, die mit ihren rabiaten Maßnahmen bisweilen die einzige Respektperson für Calvin zu sein scheint. 


Und schließlich ist da noch Susi, Calvins selbsternannte Nemesis. Eigentlich mag er sie irgendwie, doch offiziell verachtet er sie natürlich aus tiefstem Herzen. Schließlich ist sie ja ein Mädchen, und schlau dazu.


Was mir an Calvin und Hobbes besonders gefällt, ist die unverblümte Sichtweise eines Kindes auf uns und unser Leben, verpackt in wunderschöne kleine und große Alltagsphilosophien. Eine Empfehlung für jeden, der gerne aus der Seele heraus schmunzelt.