Sonntag, 8. April 2012

David Nicholls: Zwei an einem Tag




Dexter und Emma sind füreinander bestimmt - und verpassen sich jahrelang immer wieder. Eine romantische, unterhaltsame Komödie. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.


Da ist es nun, ich kann wohl doch nicht immer nur Lobeshymnen schreiben. Nachdem mir von Seite eines sehr ehrlichen Menschen mehr Provokation und Kantigkeit in die Rezensionswiege gewünscht wurde, übe ich mich nun in kritischer Betrachtung. Außerdem wird es fortan (fürderhin, künftig, finally) auch eine kleine Einleitung geben, die den besonders Eiligen verrät, was sie in den folgenden Zeilen so ungefähr erwartet.


Passenderweise kommt nun ein Buch daher, das es mir tatsächlich nicht so angetan hat und mir die Exempelstatuierung erleichtert. Andererseits ärgert es mich aber auch, da die Ausleihende zu meinen absoluten Lieblingspersonen gehört. Ich hoffe, sie verzeiht mir das.

Zwei an einem Tag kennt man neuerdings nicht nur aus den Bestsellerregalen, sondern auch von der Kinoleinwand. Als "herrliche Liebesgeschichte" wurde "das schönste Buch des Jahres" mit Schmachtprinzessin Anne Hathaway und einem aufgehenden Star am Jungschauspielerfirmament als Gegenspieler verfilmt. Ein Grund, das Kino in kilometerweiten Kreisen zu umgehen. 
Doch das Buch sollte tatsächlich um Längen besser sein, ein Argument, das bei mir eigentlich immer zieht, so berechenbar bin ich. Liebesgeschichten, vor allem sterbensdramatischer, todtrauriger und nabokovschmachtender Lektüre bin ich grundsätzlich nicht abgeneigt. Aber dann mit Schmackes und so richtig, richtig gut.

Leider hat mich dieses Romantikexemplar dann doch nicht so mitgerissen. Warum? Der Sache muss ich auf den Grund gehen, da die Zutaten eigentlich ganz passabel für eine aufrührende Liebesgeschichte sind.

Das Beste vorneweg: Gelangweilt habe ich mich zumindest nie. Vom ersten Moment an, als Emma und Dexter aufeinandertreffen, Ende der wilden Achtziger, brodelt es zwischen den beiden. Dabei sind sie schlagfertig, amüsant...und ja, doch nicht so richtig mitreißend. Die Geschichte springt über die Jahre immer wieder zwischen beiden Protagonisten und scheut keine Form, ob Mail, Brief, Tagebuch oder einfacher Perspektivwechsel in der Erzählung. Pünktlich auf den Tag am 15. Juli treffen sie alle Jahre wieder aufeinander und verpassen sich emotional aufs Neue.

Wo soll das enden, fragt man sich und weiß es eigentlich doch sofort. Kennt man doch zuviele Liebesgeschichten, die alle mit der gleichen Tragik enden, um noch einen letzten Hauch Glaubwürdigkeit zu erlangen. Es ist, als hätte man alle Liebeskomödien unserer Zeit in einen Mixer gepackt, einen Hauch Zynismus und eine Prise Tragik hineingemischt und schließlich alles zu Tode püriert.

Wieder habe ich das Gefühl, dass einer versucht, unsere Generation in zwei typische Protagonisten zu verpacken. Frisch, geistreich, selbst in ihrem Versagen. Totaaaal am Ende und dann wieder voller Elan die Karriereleiter hoch. Gähn, weckt mich bitte, wenn es vorbei ist.

Sie ist die eigentliche Heldin, wunderschön und findet sich eigentlich doch immer absolut hässlich. Dafür ist sie unglaublich smart und die wirklich Schlaue, die nach einem kurzen Hänger ihren Weg findet. Er ist hingegen der offensichtliche Schönling, aber verliert sich in seinem Ruhm als drittklassiger Moderator und wird zum versoffenen Weiberheld. Er sieht ihre wahre Schönheit und sie seine wahre Intelligenz. Abwechselnd sehnen sie sich nacheinander, aber irgendwe selten zum selben Zeitpunkt. Entweder hat er gerade wieder eine langbeinige (aber natürlich niemals ernsthaft mit Emma konkurrierende) Nymphe an seiner Seite oder sie einen gnadenlosen Komiker, weil sie ja ach so menschlich, schrullig und liebenswert ist.

Komischerweise hat das ewige Verpassen in mir keine besondere Saite zum Schwingen gebracht. Wenn ich nur daran denke (Vorsicht, ein Geständnis naht), wie ich bei Vom Winde verweht jedesmal enttäuscht aufseufzte, wenn Rhett Butler und Scarlett einen neue Emotionentanz vollführten. Wo sind die Tiefen, die Höhen?  

Nun, alles in allem, kein wirklich  schlechtes Buch, aber leider auch keines, das an mir hängen bleiben wird. Bestenfalls eine charmante Strandlektüre.

2 Kommentare:

Katrin hat gesagt…

Für mich ist eines der besten Bücher aller Zeiten. Allerdings habe ich es auf Englisch gelesen, weil ich immer öfter festgestellt habe, dass übersetze Bücher an Qualität leiden. Hatte damals Mühe, in das Buch reinzukommen, aber war dann mit jedem Kapitel begeisterter. Schade, dass es dir nicht so gut gefalle hat..

Frau Erdnussbutter hat gesagt…

Ja, ich hatte etwas mehr erwartet, ich glaube allerdings nicht, dass es bei diesem Buch an der Sprache lag, weil mir schon der Inhalt nicht lag... Allerdings muss ich dir recht geben, dass Bücher im Original oft eine ganz andere Wirkung haben.