Dienstag, 31. Juli 2012

Umzugslaune

Nun ist es soweit, ich mache die Fliege und kehre Blogspot den Rücken. Und nein, natürlich nicht dem Lesen - es wird nur Zeit, neue Server zu betreten. Lange Texte, kurzer Sinn, voilà, ihr findet mich ab nun hier:




...und bitte verzeiht die Umzugskapriolen - wird wohl ein bisschen dauern, bis das alles so aussieht, wie ich mir das eigentlich vorstelle. :)



Montag, 23. Juli 2012

George R.R. Martin: Die Dunkle Königin (8)




Wo sind die Männer hin? Ein Band, bei dem es um das schöne, das böse, das schwache Geschlecht geht. 

Wie in der letzten Rezension schon angekündigt, lässt sich Martin ein halbes Buch Zeit, bevor er richtig loslegt. Kein Wunder also, dass die Bewertungen für den gesamten (Original-)Band Nummer 8 nicht gerade euphorisch sind.

Aber fairerweise muss man sagen: Dieser Band ist besser. Hier türmen sich die Ereignisse auf, die sich davor nur vage angekündigt haben und es passiert ENDLICH etwas.

Die Frauen reißen in dieser zweiten Buchhälfte die Geschichte an sich, während man auf andere Charaktere vergeblich wartet. Cersei intrigiert, weniger munter, eher verbissen, stärker als je zuvor hinter dem Königsthron. Ganz klassisch Cherchez la femme und im Sinne der klassischen Tragödie, verlassen und verraten von all ihren Männern. Ihre eigentliche Verachtung legt sie ganz in einen

Besonderen Satz:
"Männer sind solch kolossale Narren. Sogar jene, von denen es in tausend Jahren nur einen gibt."

Ganz anders Arya, deren Unerschrockenheit zwar so manchem Mann die Schamesröte ins Gesicht treiben könnte, die aber doch genau den Wert echter Verbündeter zu schätzen weiß.

Sansa, die mit ihren Schicksalsschlägen tatsächlich gewachsen ist, befindet sich nun scheinbar in Sicherheit, doch man ahnt, dass irgendwo ein Unheil lauert. Gut ist, dass dort draußen eine große starke Frau durch Westeros zielstrebig nach ihr sucht. Die Kriegerin Brienne gehört eindeutig in Martins Meisterkabinett. Man leidet mit ihr, bemitleidet sie und hat zugleich einen gewaltigen Respekt.

Hier ist es wieder: Martins Stärke, Figuren zu zeichnen, so dass jeder Pinselstrich sitzt. So etwas vermisst die Fantasywelt häufig.

Während hauptsächlich Damenwahl ist, wirft er gelegentlich einen Blick in die Runde und schaut flüchtig auf ein paar andere Charaktere wie Samwell und Jaime, doch kaum genug, um sie tatsächlich in die Geschichte hineinzuholen. Schon ist das Buch auch vorbei und man blickt gespannt nach vorn.

George R.R. Martin: Zeit der Krähen (7)



Ein angefangener Spannungsbogen. Am besten das Folgebuch gleich parat halten, um die Enttäuschung wegzulesen. Manchmal sollten sich deutsche Verleger vielleicht doch überlegen, was sie da eigentlich tun.


So, nun muss ich es endlich einmal tun - die letzten drei gelesenen Martins zu rezensieren habe ich ein wenig vor mir hergeschoben. Dabei hatte ich mit Irland die beste Kulisse überhaupt für den Fantasy-Epos. Aber die Handlungsstränge verfeinern und verwirren sich immer mehr, Figuren verschwinden, Charaktere tauchen an anderen Stellen wieder auf - es ist nicht nur ein Spiel der Throne sondern auch der Synapsen.
Besonders schwer ist es aber, diese Bücher zu rezensieren, ohne dabei zuviel zu verraten (was mir auch einen bitterbösen Kommentar auf Amazon beschert hat...ach, heul doch!). Deshalb versuche ich, nicht mehr als Wikipedia zu verraten und trotzdem tiefer in die Bücher einzutauchen... wer sich jetzt noch traut, darf gern weiterlesen.

Die Zeit der Krähen hat etwas von diesen kleinen Styroporkugeln, die in jedem großen Versandkarton hausen und deren Namen keiner kennt. Füllstoff, der irgendwie nur im Weg ist, ohne den es aber auch nicht geht.

Zugegeben, das klingt ordentlich abwertend. Aber wer begeistert von Martins vorausgegangener Literatur ist, wird es verstehen. In Amazonsternen gesprochen, bekommt das Buch immer noch drei Sterne von mir, das ist von meiner Toleranzwarte für ihn aber auch nicht gerade viel. Ihr seht, ich schwanke zwischen "nun ja, es geht eigentlich" und "muss das jetzt sein?". Aber vielleicht gibt es dazu ja nicht mehr zu erzählen?

Nun, doch.
Fassen wir es zusammen. Die Magie hält jetzt mit wehenden Fahnen Einzug in Martins Welt. Wo vorher nur hier und da ein Funken Zauberei zu erahnen war, glimmen nun Obsidiankerzen und tauchen mysterlöse Schattenpropheten auf.

Es tauchen neue Figuren auf, die sich hinter Bezeichnungen wie der Hauptmann der Wache oder der befleckte Ritter verstecken und erst nach einiger Zeit ahnt man, wen man da eigentlich vor sich hat. Hier greift Martin wieder in seine Trickkiste voller Stilfiguren, die seine Werke kennzeichnen. Dazu gehört auch, dass die Erzählstränge nun, zeitlich gesehen, völlig auseinanderdriften. Was zuerst aus der Not geboren scheint, ist auch wieder einer seiner Kunstgriffe. Man mag so schon sein Urteil über eine Figur gefällt haben - doch kaum ist sie an der Reihe, verschwinden die Schatten und man kommt wieder ins Überlegen. So ganz können die Zweifel jedoch nicht immer ausgeräumt werden. Es verändern sich tatsächlich verändern auch einige Charaktere, bei denen man es eher nicht erwartet hätte.

Ich muss übrigens gestehen, dass ich inzwischen jaimeloyal bin. Und, nein, das ist kein Spoiler, das muss man einfach selbst erlebt haben.

Doch nach dem Folgeband, der im Original ja die zweite Hälfte des Buches ist, wird klar, dass hier der Spannungsbogen aufgebaut wird, der sich in Die Dunkle Königin weiter entfaltet. Immerhin darf man also gespannt sein.
Zu guter Letzt noch...
Der besondere Satz:"Wenn es leicht wäre, täte es jeder. Man muss gehen können, ehe man rennt."
Das sagt der Gütige Mann zu Arya, die nun endlich eine Richtung auf ihrem bisher ziellosen Weg findet. Da taucht sie auch wieder auf, diese beliebte Geschichtszutat: Kleines schwaches Kind wächst über sich hinaus und in die Rolle eines Helden hinein.
Aber weil es George ist und weil er es so fantastisch erzählt, verzeiht man und genießt. Überhaupt ist Arya eine meiner Lieblingsfiguren, die stur ihren eigenen Weg geht und dabei trotzdem eine solch ungeheure Loyalität an den Tag legt, wie sie einen mit echten und Fantasiehelden verbindet.

Freitag, 20. Juli 2012

Wortspielplatz: Frohen Yogurt.

Neues vom Wortspielplatz, meiner gerade erfundenen Kategorie: Munteres Buchstabendrehen im Berliner Westen. Der Grund? Die bunt gemischten Anwohner aus aller Herren Länder taten sich schwer mit der Aussprache des hipgewordenen Frozen Joghurt. Solch herrlich lässiges Umdenken liebe ich ja ganz besonders. Mehr Spaß braucht das Land! 

Und weiter so.


Und wer hat's entdeckt? Mal wieder die Michelbergers.

Sonntag, 15. Juli 2012

Axel Hacke: Deutschlandalbum


Zwischen Ratlosigkeit und Erheiterung: eine kleine Rundreise durch Deutschlands charmante und seltsame Eigenheiten. Manche sprechen für mich aus der deutschen Seele, für einige bin ich aber wohl noch zu jung oder zu wenig verwurzelt.

Hier kommt mein Pflichtstück Nummer Eins, sage und schreibe, sieben Wochen nachdem ich es gelesen habe. Hätte ich euch jetzt auch verschweigen können.. aber ein bisschen Buße muss dann doch sein, ne.

Doch nun zu Axel Hacke, der mich über eine Buchschenkaktion erreicht hat, von dem ich schon einmal berichtet habe. Vergessen ist es nicht und es wartet auch noch ein buchmäßige Überraschung auf meine durchhaltenden Leser. 

Mit Axel Hacke bin ich zuerst über die Süddeutsche Zeitung in Berührung gekommen, in der der freie Journalist wortgewandt und spitzfindig über Das Beste aus aller Welt berichtet und gelegentlich Das Streiflicht aufmischt. Doch da tauchte auf einmal dieses Buch auf und mir wurde bewusst, dass der werte Autor noch so einiges mehr in seinem Wortsetzkasten hat. Mit seinen Büchern hat er es ganz beispielhaft sogar schon in die japanischen Leseherzen geschafft. Eins ist klar: Der Mann hat Humor. Der weiße Neger Wumbaba ist der literarische Vorgänger von Agathe Bauer und stammt aus einer Liedzeile von Der Mond ist aufgegangen. Mehr verrate ich nicht, da müsst ihr eure Synapsen schon selber in Gang bringen.

Im Deutschlandalbum pickt Hacke abstruse Eigenheiten des deutschen Volkes heraus und legt seinen Finger in so manche Wunde. Immer gut lesbar, immer anders und manchmal leider auch nicht mehr nachvollziehbar für mich. Da merke ich schon, dass mir eine deutsche Kindheit in den Achtzigern fehlt, um kräftig mitschmunzeln zu können.


Doch zwei Stilleben haben mich besonders gepackt - die zwinkernde Betrachtung über den deutschen Mann und das Meer. Axel Hacke sieht dieses Bild deutschgeeichter Urkraft tagtäglich Wind und Temperatur vermessen, minutiös auf die Sekunde, allen Sandburgen und eisverklebten Kindern der italienischen Riviera zum Trotz. Hauptsache, die Prognose (und damit der ersparte Urlaubsspaß) stimmt. Als "die Generäle (vor seinem inneren Auge) die Brandung stürmten, vor sich das Meer und hinter sich alles andere", trieb es auch mir die Lachtränen in die Augen und ich wusste GENAU, wovon der gute Mann da schreibt.


Ein zweites Mal wurde es poetisch und das Wort Stilleben ist nicht so weit hergeholt. Was es ihm so angetan hat? Das Eis. Und, oh Mann, damit spricht er in ein weit geöffnetes Ohr. Eine Ode an das Eis, für so etwas bin ich immer zu haben. Daher auch mein Lieblingssatz.
Der besondere Satz:
"Eis mögen alle. Ich glaube: Weil Eis von allen Süßigkeiten die kindlichste ist. Man kann es nicht aufbewahren, sich nicht aufheben für morgen, man muss es jetzt essen, hier uns sofort, sonst ist es kein Eis mehr, sondern nur ein Fleck auf dem Boden. Alle Kinder sind Sofortisten, sie ertragen keinen Aufschub."
Zu guter Letzt. Ja, es gibt kleine Kostbarkeiten darin und ich vermute, für jeden eine andere. Manches plätschert in meinen Ohren leider nur etwas nichtssagend dahin - durchweg kann ich das Buch daher nicht empfehlen. Wo es für mich hingehört: An den Strand, wenn einen das Heimweh nach den deutschen Schranken packt oder auch wenn man sich besonders freuen mag, das man ganz weit weg ist.

Freitag, 13. Juli 2012

Entdeckt: das Prosaalbum

Ich wünsche mir mal wieder einen Moleskine!

Der I
taliener mit Anspruch auf das schönste Kultnotizbuch aller Welten und Zeiten hat sich erneut etwas Wunderschönes einfallen lassen, Themennotizbücher für allerlei Liebhabereien. Besonders angetan hat es mir, oh Wunder, dieses Exemplar.




Das kleine Talent vereint alles, was ich bisher ganz stümperhaft mit tausenden von Zetteln, Memos, Eselsohren, Anmerkungen zwischen den Zeilen und zwanzig verschiedenen Notizbüchern und -blöcken veranstaltet habe: eine Erinnerung an ein schönes Buch festhalten. 

Sonntag, 8. Juli 2012

(Nichtmehr)Geburtstag

Geburtstag haben ist doch schön.
Es ist nun schon etwas her, aber nach ein paar "busy" Tagen (wie Fashion Week-Opfer das so sagen) habe ich erst jetzt die Muse, die vielen wundervollen Geschenke noch einmal genauer anzuschauen.

Oh, und sie sind wirklich wundervoll! Ein paar davon möchte ich mit euch teilen (nein, mitteilen meine ich, behalten will ich sie schon selber ;), denn: Es ist zwar kein Geheimnis, dass ich komplett büchervernarrt und sprachverliebt bin, aber es ist wohl das erste Mal, dass ich so kreative Geschenke spezielle zu dieser Liebelei bekommen habe.

Da draußen gibt es tatsächlich Menschen, die wissen, was ich wirklich, wirklich mag - so eine Erkenntnis ist der schönste Anfang für ein Lebensjahr, den ich mir vorstellen kann.
Freunde, Kollegen, manchmal ist das dasselbe. Eine Reihe an tollen Buchtipps, die mich ein ganzes Jahr lang mit Büchern versorgt. Was will man mehr? Versprochen habe ich dafür natürlich jeweils eine Rezension. ;)

Blumen sind ja wohl eine universelle Sprache, deswegen musste dieses unzerstörbare Wunder der Natur (für meinen blassgrünen Daumen immer wieder eine Herausforderung) mit auf das Bild.

Darunter ein Buch, das ich mir nun wirklich schon unglaublich lange gewünscht habe - schön gebunden, mit den großartigen Lithographien von Gustave Doré: Wilde Reise durch die Nacht von Walter Moers. Vor unglaublich langer Zeit mein erstes Buch von ihm.

Daneben: ein Geschenk, das ich mir ganz bescheiden, selber gemacht habe (hüstel).
Ein Mitbringsel aus Londons schönstem Buchladen:
The Secret Garden von Frances Hodgson Burnett.


Dazu muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Mit Alice im Wunderland schon wieder eines meiner drei Lieblingsmärchen und dass man meine Katze mit einem Jutebeutel zusammenbringt, ohne der Tierquälerei bezichtigt zu werden, gefällt mir ganz außerordentlich.

Freitag, 6. Juli 2012

Forty Shades of Green

Vielleicht hat es da draußen tatsächlich jemanden gewundert, warum ein plötzlicher Schweigemonat auf meinem Blog ausgebrochen zu sein scheint. Geschlagene vier Wochen kein einziges Wort, oh weh. 

Aber wie alle Schulüberlebenskünstler hab ich auch eine griffige Ausrede parat: Ich war auf Reisen. 

Dabei hatte ich soviel vor: zum Beispiel ausführliche Rezensionen über die drei Game of Thrones-Bände zu schreiben. Und ja, da ist noch das Deutschlandalbum von Axel Hacke! Außerdem die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär von Walter Moers (immer und immer wieder). Kann man sich zum Schreiben einen schöneren Ort vorstellen als ein kleines, feines Café in einem irischen Fischerdörfchen? Oder eine Kunstgalerie im pulsierenden London?

Aber natürlich eignet sich jeder schöne Platz auch für tausend andere Dinge. So war ich eher mit Weltentdecken, Träumen, Lesen und Staunen beschäftigt und habe nicht ein einziges Wort geschrieben...

Ein kleiner Blick in meine (IneineandereWelt-)Reise gefällig? Das zumindest sollte für eine wenig Leselosigkeit entschädigen.

'"Guess who" hier gelebt hat und frauenfeindliche (aber hin und wieder inspirierende)
Worte in die Welt hinausgeschrieben- und gesagt hat?
Richtig, der werte Herr Oscar Wilde. Am Merrion Square No. 1 in Dublin.


...an dem galerielose Künstler noch heute Kunst an die Menschen bringen.


Kleines Verwirrspiel am Dublin Castle. Fotografiert vom Dach der wunderschönen
Chester Beatty Library, die wahren Meisterwerke der Buchkunst aus vielen
Jahrhunderten ein Zuhause gibt. 


Der "Fairy Tree" auf dem Hill of Tara. Ein Bändchen verspricht einen
erfüllten Wunsch sobald es sich in Nichts aufgelöst hat.


Der wundervolle Hill of Tara selber, der der Legende nach einst der Sitz der Hochkönige war.


Mein heiß erträumtes Zimmer in einem charmanten Bed & Breakfast in Belfasts schönem (intellektuell angehauchten) Süden. Hier treffen "Oxbridge", die (wenn ich jetzt noch einmal) wunderschöne (schreibe...) Universität, viele kleine Cafés und literarische Schwerenöter aufeinander.


Auch Belfast hat eine von den vielen schönen Bibliotheken Irlands, die Linen Hall Library.


Nicht gerade Worte, die man auf den ersten Blick sieht. Aber hinter dem beeindruckenden Giant's Causeway verbirgt sich die Geschichte vom Riesen Fionn mac Cumhaill, der seinem schottischen Erzfeind Benandonner eins über die Mütze ziehen wollte und deshalb ein paar Steine ins Meer warf. Drüben angelangt, bemerkte er, wie groß der andere eigentlich war und machte sich eilig auf den Rückweg. Doch Benandonner folgte ihm und so ließ sich der Gute in aller Eile von seiner Frau als Baby verkleiden. Ein Kind von solch monströsen Ausmaßen versetzte Benandonner einen gehörigen Schreck, als dieser sich die Größe des Vaters ausmalte. Flugs rannte er zurück in den sicheren Hafen seines Heimatlandes und riss dabei den Damm hinter sich. Geblieben ist nur der Giant's Causeway, auf den auch ich meine Füßchen setzte.





Die Macht der Worte.


Jetzt wird's spannend: Buchkunst im Modern Tate in London. Filmstar von John Latham hat mich daran erinnert, das Bücher nicht immer nur gelesen werden. Und genauso wie ein Buch immer wieder anders ist, wenn man es noch einmal liest, ist es bei diesem Werk: Die Seiten blättern sich gelegentlich durch vorbeiflitzende Asiaten um und schon entsteht eine neue Version... Ein schöner Gedanke.


Das ist...einfach nur Kunst. Hey, aber leuchtende Worte, auch schön!


Ganz versteckt im Dunkel meiner aufgebenden Kamera: ausgeschnittene Papierbuchstaben von Ewa Partum. Active Poetry bringt z.B James Joyces Ulysses unter die Menschen. An öffentlichen Plätzen. Nur schlau genug, sie zusammenzusetzen sollte man schon sein.




Ich liebe Wortspiele. Vor allem, wenn sie lecker sind.


Vorbeigehen ging einfach nicht. Darum hier ein Bild (Kusshand an Tolkien).


Wunder-, wunder-, wunderschön! Daunt Books, Londons charmantester und ich
meine auch, ältester Buchladen. So einen mag ich auch!


Ja, hier!
Agatha Christie hat ihre ersten fertiggestellten Manuskriptseiten meinem heißverehrten Robert Ripley vermacht, der die Welt mit seinen Odditorien und seinem Kuriositätensammelwahn beglückt(e).




Wer errät's?


Ja genau, 221b Baker Street. Zwar nicht die echte (fiktive), sondern ein paar Häuser weiter,
aber liebevoll auf drei Etagen nachgebaut und mit lebendigen Miss Hudson-Kopien ausgestattet.


Irene Adler macht ihre Aufwartung.


Eine echte Perle! Berufswunsch: Baker Street Boy. Besonders wenn Dinos und Fische involviert sind. :)


Die Fabelwelt hinterlässt überall in Eng- und Irland ihre Spuren.
Hier mit Peter Pan im Hyde Park.


Und der verspielt schöne und uralte Elfenbaum in den Kensington Gardens.



Und zu guter Letzt: Ich war hier und muss es aller Welt mitteilen! Henry V im
shakespearschen Original, im Globe und im Stehen - Waaaaahnsinn.
Ich muss äußerst dringend in diese wundervolle Stadt umziehen.

P.S.: An den Rezensionen arbeite ich, versprochen. ;)

Mittwoch, 6. Juni 2012

Prost!

Hier, was es nicht alles gibt. The Book of Booze. Kann man zwar nicht trinken und schon gar nicht exen, aber es ist trotzdem ordentlich gehaltvoll.


Ideen haben die.



via Michelberger


Donnerstag, 24. Mai 2012

Muriel Barbery: Die letzte Delikatesse


Das Leben in all seinen leckeren Facetten. Vor allem für Gourmets eine kleine Köstlichkeit.


Nun habe ich mich auch an Barberys Debütroman gewagt und traf wieder auf einige alte Bekannte aus Die Eleganz des Igels.

Hochphilosophisch beschäftigt sich die Autorin auch diesmal mit dem Protagonisten, hier einem sterbenden Restaurantkritiker, dem verblassenden Mega-Stern am Pariser Gourmethimmel. Es trieft vor philosophisch schweren Gedanken, wechselnd zart und zäher Geschmackspoesie. 

Er selber ist auf der Suche nach dem einzig wahren Geschmack, der letzten Delikatesse, die sich doch irgendwo im Fundus seiner jahrzehntelangen Erfahrungen finden muss. Worin gipfelt seine ewige Suche? In seiner Verzweiflung ist es das letzte, das ihn noch vom Sterben abhält. Eigentlich ein sehr schöner Gedanke.

Auch charmant ist die wechselnde Betrachtung, die Barbery in ihrem Folgeroman beibehält. Es erzählen immer wieder andere von dem sterbenden Gourmet. Seine Kinder, seine verschmähte Frau, seine unerfüllte Geliebte. Die zwiegespaltene Concierge, der träge Kater. Und jeder einzelne hat ein anderes Bild von ihm, das sich am Ende zu einem ganzen zusammenfügt.
Der besondere Satz:
"Er hört mir mit großer Aufmerksamkeit zu, und ich entdecke an ihm diese bei den Machtmenschen seltene Gabe, die einen erkennen läßt, wann die Parade aufhört, die Konversation, bei der jeder nur sein Gebiet markiert und seine Stärke demonstriert, und wann der echte Dialog beginnt."

Das Buch hinterlässt einen angenehmen Geschmack, wie eine hervorragend zubereitete Speise. Ein "Gôut", der jedoch auch nach einiger Zeit entschwindet und nur noch eine blasse Erinnerung zurücklässt. Alles in allem ein feines Amuse-Gueule für alle Sprach-Gourmets, das Appetit auf mehr Barbery macht, aber noch nicht ihre ganze Sprachgewalt zeigt.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Kressmann Taylor: Adressat unbekannt


Kurz, schmerzhaft, erschütternd. Ein halbfiktiver Briefroman, der hauptsächlich zwischen den Zeilen geschrieben ist.

Dieses Büchlein wurde mir als weiterer Auswuchs der Bücherschenkaktion zum Tag des Buches in die Hand gedrückt - ich in absoluter Unkenntnis über Autorin und Titel und dementsprechend unvorbereitet auf das Kommende. Wie ich wusste, waren ein Großteil der anderen Exemplare an eine Schulklasse gegangen und das gab mir schon zu denken. Welches Buch aus dem Jahr 1938 kann Schüler von heute in den Bann ziehen - ohne dass der Lehrer mit einer das Halbjahreszeugnis gefährlich beeinflussenden Texterörterung droht?

Doch kaum hatte ich die ersten Seiten angelesen, ließ mich dieses schmale Bändchen nicht mehr los. Schlag auf Schlag folgt ein Brief auf den anderen, zwischen zwei Freunden, einem amerikanischen Juden und einem Deutschen, der gerade erst in seine Heimat zurückgekehrt ist.
Der anfänglich herzliche Ton der Freundschaft schlägt bald um, im Schatten von Hitlers Machtergreifung. Die beiden, die zuvor noch gemeinsam eine erfolgreiche Galerie in den USA betrieben hatten, wechseln bald auf eine andere Ebene, selbst in den geschäftlichen Briefwechseln klingt eine Nuance hindurch, die zutiefst erschüttert.
Martin, zuerst noch völlig frei von allen antisemitischen Gedanken wechselt erschreckend schnell das Politlager. Er versucht zunächst noch seine Ressentiments Max gegenüber zu entschuldigen, denn "er sei ja mit ihm nicht wegen, sondern trotz seiner jüdischen Abstammung mit ihm befreundet...". Und bald ist der Standpunkt eingenommen, Martin kappt alle Verbindungen zu seinem besten Freund. Es sei für seinene gesellschaftlichen Aufstieg nicht mehr tragbar, mit einem Juden in Kontakt zu stehen.

Während die Beklemmung beim Leser steigt, ist auch Max erstarrt von dem Wandel seines Freundes und nimmt ihn mit allen freundschaftlichen Boni zunächst nur als gedankliche Verirrung oder gar unterdrückte Anpassung wahr. Doch als seine Schwester, Martins ehemalige Geliebte, von ihm in die Hände der Nazis gespielt wird, kann auch er die Augen nicht mehr verschließen. Überraschend wird das Opfer aus der Ferne zum Täter, mit Worten malträtiert er Martin bis dieser ihn anfleht, ein Ende zu finden. Doch Max kennt keine Gnade für den Verrat seines Freundes, erbarmungslos treibt er es bis auf die Spitze.
Ein letztes Mal triumphiert der Unterdrückte bevor das Unaussprechliche über die Welt hereinbricht.

Wer war diese Autorin, die schon 1938 das Böse weit vorausahnte? Man weiß nicht viel von Kressmann Taylor, selbst ihren Vornamen will die Werbetexterin nicht verraten, die nur noch einen weiteren Roman veröffentlichte und dann von der Bildfläche verschwand. Dieser Briefwechsel, der tatsächlich nur aus unkommentierten Briefen besteht, entfaltet zwischen den Zeilen eine so ungeheure Kraft, dass man es kaum glauben mag.

Über ein halbes Jahrhundert verschwand dieses kleine, so einfach gestaltete Meisterwerk in der Versenkung bis es Anfang der Neunziger wieder einen berechtigten Platz in der literarischen Öffentlichkeit fand.
Der besondere Satz:
"Ach ja, Max, ich weiß, das wird Dir weh tun, aber Du musst der Wahrheit ins Gesicht schauen. Es gibt Bewegungen, die sind weit größer als die Männer, die sie tragen."

Sonntag, 20. Mai 2012

Jan Brandt: Gegen die Welt



Spannend, tief- und wahnsinnig. Vom Aufgeben und Weitermachen - die Abgründe des Menschen, vielschichtig seziert im beschaulichen Ostfriesland.

 
Da haben wir hier den Salat: Ein Buch, das mehr Zeit aufgesogen hat als erwartet und mich dabei galant fertig gemacht hat. Nein, das hatte nichts mit der Fülle der Seiten zwischen den Buchdeckeln zu tun (da bin ich schon mit ganz anderen Kalibern fertiggeworden, man mag es kaum glauben), vielmehr musste ich Sätze wiederlesen, zurückblättern, parallellesen. Ja, es war ein bisschen wie Sport machen. Ein kleiner Lesekampf (wer hält länger durch?), der es mir jetzt besonders schwer macht, die richtigen Worte dafür zu finden.

Einen Anfang könnte der besondere Satz machen:

"Was stimmt nich?"
"Alles. Die ganze Welt. Du, ich - alles falsch."
"Aber manches fühlt sich doch richtig an, findest du nich?"
So geht es Daniel Kuper, einem ganz normalen Jugendlichen in einem ganz normalen deutschen Ort. Nun ist die Normalität kaum mehr als schöner Schein und damit beginnen schließlich die Probleme. Es geschehen seltsame Dinge um Daniel herum, die ihm aus Sicht seiner Mitmenschen den Schuldstempel auf die Stirn drücken. Doch Daniel weiß es nicht, er weiß nicht, woher der Kornkreis kommt, der über Nacht auftaucht, oder die seltsamen Zeichen an den Häuserwänden. Ein wenig unbestimmte Mitschuld empfindet er als sein Mitschüler sich das Leben nimmt und ihm Wellen des Vorwurfs entgegenschlagen.

Für Daniel wird das einfache Leben, das hauptsächlich aus seinen Freundschaften mit allzu unterschiedlichen Jungs besteht, immer verworrener und befremdlicher. Den Gedanken, warum das Buch Gegen und nicht Für die Welt heißt, habe ich lange hin- und hergewälzt - denn Daniels Verhalten hat etwas Bemühtes, seine und die Welt der anderen zusammenzuhalten, ja besser zu machen. Eine sehr einsame Sichtweise, die seine Umwelt nicht mit ihm teilt.

Der Leser begleitet Daniel durch sein gewöhnliches Leben: Freunde kommen und gehen, die Schule gleitet vorbei, kleine Liebschaften blühen auf und fallen wieder in sich zusammen. Jedoch durchspickt von plötzlichen Begebenheiten, die ihn (den Leser und Daniel) in ihrer Absurdität aufschrecken und mit einem schwammigen Bauchgefühl hinterlassen. Irgendetwas ist hier faul.

Ein Gefühl, das ich bislang nur aus dieser oder jener Kleinstadt in Maine kenne. Ständig ist man nun im Zweifel, wo die Wahrheit verschwindet und die Fiktion beginnt. Jeder gelernte Grenzstein verschwindet unfassbar im Nebel der Worte.

Kein gutes Gefühl muss ich sagen.

Doch, es ist nicht nur Daniels Geschichte, es ist ein Projekt auf vielen Ebenen. Ein Buch, das von vielen erzählt und im Endeffekt doch nur von einem, denn alle losen und straff gespannten Fäden führen am Schluss zu Daniel zurück.

Es ist auch die Geschichte des Vaters, der seinen aneckenden Sohn mit Sorge beobachtet, aber dessen Probleme vor allem auf sich selbst bezieht..was werden die Leute denken, welches Licht wirft dieses Kind auf mich? sind die Fragen, die sein Handeln bis ins Letzte beeinflussen. Beschäftigt mit seiner durch die Schlecker-Kette bedrohten Drogerie (Ironie, die das Leben schreibt!), seinen zahlreichen Mittelschicht-Affären und dem Bewahren seines Ansehens als modernen Dorfschamanen. Den Blick in den eigenen Spiegel verwehrt ihm diese egozentrische Sorge um Daniel und hinterlässt ihn nur trübe sehend.

Aber es ist auch die Geschichte von Daniels Freunden, von Onno, Rainer und Steffen. Jeder von ihnen erlebt eine eigene Geschichte des individuellen Weltentsagens. Stets begleitet vom Dröhnen des klangewordenen Widerstands: Heavy Metal in allen Facetten.

Zuallerletzt Volker, der wohl die interessantesten Seiten beisteuert. Diese Freundschaft beginnt schon früh und Jan Brandt lenkt ein besonderes Augenmerk darauf. Es ist einerseits absurd, wie sich Volker bei Daniel anbiedert, andererseits anrührend. Lange meint man, er sei sein wahrhaftigster Freund gewesen.

Und immer wieder fragt man sich: Wer ist dieser Daniel und auf welcher Ebene erleben wir ihn gerade?

Ist er tatsächlich schuld an den Dingen, die ihm vorgeworfen werden oder entspricht sein verworrener Realitätssinn der Wahrheit? Wer ist hier eigentlich verrückt (in eine andere Welt)?

Nicht zuletzt sei gesagt, dass das Buch auch optisch und haptisch ein Meisterstück ist. Glatt und schwer liegt es in der Hand, mit einem viel(ver)sprechenden Einband, hauchfeinen Seiten und einer variantenreichen Typografie. Schwindende Wahrnehmung findet sich in verblassender Schrift, die Geschichte eines von Selbstmördern traumatisierten Zugführers zieht wie ein vorbeifahrender Zug auf 100 Seiten als Fußnote vorüber. Endlossätze, Gedankenschleifen, Druckintensivität, Briefe an deutsche Politiker - alles findet nicht als Aneinanderreihung von billigen Effekten sondern als durchaus ernstzunehmendes Werk zusammen. Eine für ein Debüt mehr als erstaunliche Betrachtung in den Menschen hinein, die jugendlichen Gruppen und deren seltsamen Eigendynamiken auf den Grund geht. Die auseinandergeht und zerfällt, doch am Ende fügt sich alles zusammen, springen die Scherben auf und werden ein zerbrechliches und gleichzeitig starkes Ganzes. Auf einmal erkennt man, wo die Risse ihren Anfang nahmen und erlebt ein überzeugendes Ende.

Doch: Es überzeugt mich nicht vollständig, es ist so, als würde ich das Geschehen ständig auf Distanz betrachten. Eher selten sind die Momente, in denen ich mitfühlte. Trotzdem bleibt das Gefühl, ein Stück literarischer Geschichte aufgesogen zu haben, bestehen und die Sprache...meine lieben Leser, da können wir noch viel von Jan Brandt lernen.

Zuguterletzt eine kleine Kostbarkeit aus diesem Wortreichtum...

Der besonders schöne Satz:

Der Kandis knisterte, die Sahne wölkte an der Oberfläche.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Irène Némirovsky: Der Ball


Süß-bitter erzählt Irène Némirovsky von den Untiefen zwischen Mutter und Tochter. Verpackt als stichelnde Milieubeobachtung im Paris der 30er Jahre.
Der besondere Satz:

"Dann schickte sie ihre Tochter hinaus, indem sie mit ihrem schönen, nackten, etwas dick gewordenen Arm wedelte, an dem das Diamantarmband glitzerte, das sie gerade von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte und nur zum Baden ablegte."

So und mit diesem besonderen Satz habe ich jetzt fast das ganze Buch abgeschrieben. Besonders dick ist es nicht, aber das kleine Werk spricht Bände. Es lässt tief blicken in die verbitterten Abgründe der Emporkömmlinge.

Antoinette ist die 14-jährige Tochter von Madame Kampf, die dank einer glücklichen Schicksalswende plötzlich zu einer reichen Ehefrau wird. Doch zwischen den beiden schwelt der altbekannte Streit zwischen Mutter und Tochter in diesen Jahren. Die Mutter sieht die junge Dame noch als kleines Kind, in diesem Fall als kleines, eher unnützes Anhängsel wenn es um das Hinaufklettern der Belle Bourgeoisie geht. Die Tochter will viel mehr und träumt von der Welt der Reichen und Schönen, die ihr noch verwehrt bleibt.

Nichts wünscht sie sich mehr als auf den Ball gehen zu dürfen, den Madame Kampf bis in das dekadenteste Detail plant. Ihr Gesellschaftsdebüt soll es werden und in dieser strahlenden Zukunft hat die ungelenke, junge Antoinette noch keinen Platz.

Ein tiefer Groll tut sich auf und die Verschmähte sinnt auf Rache..
Gnadenlos und nüchtern, genau und sezierend legt die Erzählung jede Schwäche bloß. Nichts daran ist zart, sondern in seiner Kürze kantig und fast spröde.

Man ahnt, worauf es hinausläuft, doch das kommt der Spannungskurve nur zugute, an deren Ende Antoinette grausam auf die zerstörte Mutter herabblickend, erfolgreich aus dem Kampf hervorgeht.

Irène schreibt darüber, was sie kennt, schon immer eine Erfolgszutat für gelungene Literatur. Selbst als Bankierstochter, die, typisch für das Russland des Jahrhundertanfangs, ihre Bildung aus Paris bezog. Aber nicht nur die Sicht der Tochter, auch die der Mutter erlebte sie aus eigenem Leib - selbst zur Bankiersfrau geworden und dazu zweifache Mutter.

Das und 90 Seiten geballte Erzählkunst machen dieses kleine Buch zu einem ironischen Lesevergnügen.

Montag, 23. April 2012

J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Die Gefährten. (Hörbuch)


Grandios, unerreicht, einzigartig. Mit welchen Worten kann man Tolkiens Meisterwerk überhaupt gerecht werden? 

Nebel, der langsam aufsteigt und zwischen den Bäumen hängen bleibt, weite, taunasse Wiesen und in der Ferne die aufgehende Sonne.. Nein, ich rede nicht vom Alten Wald, sondern vom Rosensteinpark in Stuttgart.

Es klingt seltsam, aber wer mutterseelenallein durch den morgendlichen Park läuft und dabei Tolkiens Herr der Ringe
 im Ohr hat, wird mir rechtgeben: irgendwie ist da auch ein bisschen Mittelerde.

Quelle: http://9-eyes.com/post/20985228642

Manchmal glaube ich sogar, dass ein Hauch Magie im Spiel ist. Als die Gefährten gerade durch die Tore Morias stürzten, war am Neckar noch eitel Sonnenschein - doch später als eines der traurigsten Ereignisse eintritt bei dem Gandalf von dem Balrog in die Tiefe und aus dem Buch gerissen wird - kam aus dem Nichts ein Wolkenbruch auf mich herab. Da soll mir noch einer mit 3D kommen.

Ihr glaubt mir nicht? Bittesehr, die Hügelgräber, in Stuttgart als Schwanenplatz getarnt:




Keine Frage, dass ich das Buch und die Filme schon länger kenne. Wiederlesen (oder -hören in diesem Fall), das ist wie Heimkommen. Auf jeder Seite begegnet man alten Freunden und vergessenen Gefahren. Manchmal musste ich spontan schmunzeln weil mir gerade wieder einfiel wie es gleich weitergehen würde. Ein Buch mit den Ausmaßen einer Bibel, kilometerweise Filmmaterial, endlos viele Hörstunden - wie kann es sein, dass bei so einem großen Werk selbst kleinste Details unvergessen bleiben?
Die Antwort ist einfach: weil es mit viel Liebe geschrieben wurde.

Ganz gleich, welchen Satz man sich aus dem Herr der Ringe herausgreift, jeder einzelne unter ihnen ist perfekt geschliffen. In jedem Wort steckt der heitere Charme des Auenlandes, die ehrwürdige Wucht der Elbenstädte und das düstere Grauen aus Mordor. Nie hat man das Gefühl über belangloses Füllmaterial hinwegzulesen, ein weiteres unnötiges Hindernis auf dem Weg zum Ziel. Man kann tatsächlich zu einer Plattitüde greifen und sagen: Der Weg ist das Ziel. Wie oft begegnet man eigentlich einem Autor, dem so etwas gelingt? Vor allem bei einem so langen Weg...

Kurz: Der kleinste Teil ist wie das große Ganze. Eigentlich erstaunlich, dass es bei soviel Auswahl kein bisschen schwerfiel, den einen, besonderen Satz zu finden.
Der besondere Satz: 
Das Letzte, was Pippin sah, bevor er einschlief, war die schattenhafte Gestalt des alten Zauberers wie er auf dem Boden saß und mit seinen knorrigen Händen zwischen den Knien einen glimmenden Span abschirmte.
Und warum nun dieser Satz? Frodo kommt ja nicht darin vor, wird wohl so manchem durch den Kopf schießen. Ganz genau. Der kleine Hobbit hat sicherlich eine der wohl bedeutensten Figuren des Epos, aber ebenso auch seine Freunde, die bedingungslos und grundloyal zu ihm stehen. Für mich definiert Der Herr der Ringe den Begriff wahrer Freundschaft.

Hinzu kommt Gandalf, die wohl facettenreichste Gestalt, vielleicht noch eingeholt von Dumbledore. Der große Zauberer tut, was er immer macht: seine schützende Hand über die
kleinen und großen Gefährten halten. Und dabei genüsslich ein Pfeifchen rauchend.

Und nicht zuletzt: Habe ich nicht gerade von diesen wunderbar perfekten Sätzen erzählt? 

Gelesen wird das grandiose Buch von keinem Geringeren als Gandalf selber, zu deutsch Achim Höppner. Leider wird es immer beim ersten Teil bleiben.

Ein fantastisches Buch, gelesen von einer exzellenten Stimme, was begehrt das geschichtenverliebte Herz noch mehr? Natürlich eine ganz außergewöhnliche Geschichte.

Und damit schließe ich - für alle, die ihn noch nie gelesen, gehört oder gesehen haben (und das schleunigst nachholen sollten) - mit einer kleinen Zusammenfassung, die dem Buch nicht im geringsten gerecht werden wird. Sagt nicht, ich habe euch nicht gewarnt.

Im Auenland herrscht eitel Sonnenschein, nichts kann das gemütliche Alltagsleben der Hobbits aus der Ruhe bringen. Nichts und niemand außer einer von ihnen, Bilbo Beutlin.
Er ruft zu seinem Geburtstag Dutzende und Aberdutzende Hobbits zusammen, feiert ein rauschendes fest, wie es das friedliche Auenland noch nie gesehen hat, und...verschwindet plötzlich.

Er hinterlässt viele ratlose Artgenossen und einen, der mehr weiß. Doch bald stellt sich heraus, dass auch Frodo nicht mehr ungestört sein wird. Denn ihm überlassen hat Bilbo ein Mitbringsel aus früheren Tagen der Abenteuer (Der Hobbit), einen Ring.
Wie könnte es auch anders sein: Es ist ein Ring, der mehr als nur ein wenig Unglück in sich trägt, nein, vielmehr die Vernichtung und Unterdrückung von ganz Mittelerde.

Nun nehmen die Ereignisse ihren unerbittlichen Lauf, Frodo muss aus dem Auenland fliehen und findet dabei unerwartet Gesellschaft. Und plötzlich sind vier Hobbits auf dem Weg nach Bruchtal, um den Ring an höhere Autoritäten weiterzugeben. Doch dazu wird es nie kommen und unterwegs kommen noch so einige mehr oder weniger getreue Gefährten hinzu. Bereit, Frodo die Last in die Hände des Feindes zu seiner Vernichtung tragen zu helfen. Ein Zwerg, ein Elb, zwei Menschen, ein Zauberer und vier Hobbits.

Das ist doch tatsächlich der Stoff, aus dem gute Erzählungen gemacht sind. Und das ist ist erst der Anfang.