Freitag, 7. Oktober 2011
George R.R. Martin: Der Thron der Sieben Königreiche (3)
Serviert mit: Kartoffelchips und Cola
Dazugehört: Game of Thrones - OST
550 Seiten geballte Männerfantasien.
Nein, es ist nicht das, was der geneigte Leser gleich vermutet. Vielmehr geht es hier um epochale Fantasy-Prosa, die von vielen Seiten zum Nachfolger Tolkiens gekrönt wurde. Das kann ich so aber nicht unterschreiben. Während bei J.R. behände Elben, putzige Hobbits und grundböse Wesen die Saga um Mittelerde erschaffen, ist George R.R. deutlich profaner. Protagonisten sind Menschen wie du und ich. Nur, dass sie sich alle um die Krone der Sieben Königreiche kloppen. Aber bevor ich euch mitten in die Handlung schmeisse (dies hier ist bereits der dritte Band), einmal ganz von vorne.
Das Lied von Eis und Feuer hat einen ganz schön langen Atem, inzwischen gibt es fünf englische Bände à 1.000 Seiten - für uns Deutsche wurden die ersten vier mundgerecht in acht Bände aufgeteilt. Mindestens zwei weitere Titel hat Mr. Martin bereits angekündigt. Da können wir also nur hoffen, dass der Gute durchhält. Nicht, dass im mitten im Geschehen die Puste ausgeht und wir ohne Ende dasitzen.
Die Handlung, grob umrissen: Die drei großen Adelshäuser Lannister, Baratheon und Stark kämpfen um die Krone von Westeros, die durch einen hinterhältigen Königsmord wieder frei verfügbar ist. Dabei hintergehen und bekämpfen sie sich so ordentlich, dass auch Minderheiten wie die fiese Drachenlady Daenerys mit ihren Kohorten nach einem Stück vom Kuchen (oder dem ganzen) gieren.
Schauplatz des Geschehens ist eine mittelalterliche Kulisse, von der Guillotine bis zum Gaukler ist alles dabei, was uns in die Ränke und das bunte Treiben dieser Zeit versetzt. Im Norden von Westeros ragt eine gigantische Mauer auf, die das Land von den Anderen, seltsame Wesen, und sonstigen übellaunigen Gestalten trennt. Ja, selbst Tolkiens Nachfolger braucht ein paar Fantasiegestalten.
Was es mit ihnen auf sich hat, habe ich bis jetzt nur am Rand erfahren. Ich schätze, die Handlung wird sich in diese Richtung entwickeln, auch wenn sich momentan alles um die rein menschlichen Angelegenheiten dreht.
Ihr seht, eindeutig ein anderes Kaliber als Tolkien, deswegen aber nicht minder spannend. Was beide definitiv gemeinsam haben: eine unglaubliche Fülle an komplexen Charakteren und eine verschachtelte, sich bei Lesen immer weiter öffnende Welt. Aber bei diesen Vergleichen belassen wir es, ihr wisst ja, Äpfel und Birnen..
Mein Kollege, der mich in die Krakenarme dieses Fortsetzungsepos lockte, warnte mich bereits vor. Lass dir die Charaktere nicht zu sehr ans Herz wachsen. Und er hatte recht. Der Schöpfer scheut nicht davor, Hauptcharaktere in einem Nebensatz einfach so sterben zu lassen. Fies. Aber so ist das im Leben.
Besonders viel Lebendigkeit und Komplexität schafft er durch seinen Erzählstil. Jedes Kapitel eröffnet buchstäblich eine neue Sichtweise, denn sie werden aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt. Dadurch, dass in jedem weiteren Band neue Figuren zum Zug kommen, kann sich die Einschätzung sehr schnell wandeln. Eben noch ein Ungeheuer, ist der verschiedenäugige Zwerg auf einmal durchaus menschlich.
Ebenso wandeln sich die Protagonisten - wenn es überhaupt einen festen Stamm von Hauptfiguren gibt - im Erzählfluss. Großer Pluspunkt für den Autor, denn er macht es sehr gekonnt, ohne aufgesetzt zu wirken.
Der Schreibstil ist solide, vielleicht für manche Geschmäcker zu wenig erzählerisch. Meiner Meinung nach gerade deshalb richtig, weil die zahlreichen Handlungsstränge und die ganze Charakterwelt nicht in den Hintergrund gedrängt werden.
Ein letzter Absatz noch dazu: Faszinierend ist es, zu sehen, wie viele kleine Geschichten, die ich aus anderen Fantasybüchern kenne, hier ihren Platz finden. Jedoch nicht auf eine Weise, die kopiert, sondern neu erfindet. So erinnert mich zum Beispiel Arya Stark, ein kleines, wildes Mädchen aus einem der Adelshäuser, die sich auf der Flucht als Junge verkleidet, an eine Geschichte, die ich frühpubertär verschlungen habe...
Ich halte euch auf dem Laufenden!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen