Donnerstag, 27. Oktober 2011

Monika Maron: Wie ich ein Buch nicht schreiben kann und es trotzdem versuche.





Was für ein treffendes Buch. Was mich von Frau Maron unterscheidet, ist, dass ich nicht bereits schon ein paar hochgelobte Werke in die deutsche Literaturszene entlassen habe. Aber worüber sie schreibt, versteht jeder, der sich schonmal an das Projekt Eigenes Buch gewagt hat, sofort.

Sie möchte eine Fortsetzung zu ihren Werken schreiben, die Hauptperson, Johanna, und ihre Geschichte existiert also bereits in Frau Marons literarischer Welt. Es gibt auch ein Ende, an das sie ansetzen kann: Johanna findet einen Hund am Straßenrand und nimmt ihn mit.

Was zunächst einfach erscheint, fällt auf einmal unglaublich schwer. Was passiert als nächstes, wer kommt hinzu, welche Rolle spielt der Hund? Und schließlich die Frage, die sie bis zum Ende beschäftigt: Wer erzählt eigentlich? Jede Erzählperspektive verändert das Buch sofort. Wie, das liest sich schön in den vielen Anfangsversuchen der Autorin. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, schrieb Hesse und er hatte ja so recht. Welchen Zauber wählt die Autorin? Wohin soll die Geschichte gehen?


Wenn der Hund gleich zu Beginn Streitgrund zwischen Johannas und ihrem Mann wäre, drehte sich die Geschichte dann plötzlich ungewollt nur noch um den Vierbeiner? Zuviel Gewicht für den Hund, der eigentlich nur eine spontane Idee am Ende eines Buches war.


Jede Entscheidung, jeder Satz löst eine andere Handlungskette aus. Wie ich ein Buch nicht schreiben kann und es trotzdem versuche ist der Schmetterlingseffekt in buchgewordener Form.


Sehr leicht zu lesen, in einer schwerelosen, eleganten Schreibe, wofür ich sowieso schwärme. Ein Buch, das genau genommen gar keines ist. Eher eine kleine Ode an das schwere Handwerk des Schreibens.


Irgendwie nett, der Gedanke, dass beim Schreiben einer Schreibblockade ad hoc ein neues Werk entsteht.

Serviert mit: Schwarzem Tee
Dazugehört: das Rauschen des Regens

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